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Sunday, June 01, 2014

Die S26 nach Winterthur



Es kann gut sein dass ich mich dem Vorwurf stellen muss, bei euch dauernd als kompromissloser Zyniker in die gute Stube reinzutrampeln. Ich werde es verkraften! Aber die Geschichte die mir heute widerfahren ist, muss ich loswerden, denn die ist so etwas von repräsentativ für das Heidiland in welches ich mich hier verirrt habe, das ich nicht anders kann, als es hier in diese Kiste zu tippen. Vorweg möchte ich mich aber nochmals bei euch Entschuldigen, was ja eigentlich schon fast zur peinlichen Gewohnheit wird, aber eben auch einem Teil meiner Katholischen Erziehung entspricht, und deswegen hier Platz haben muss. Diejenigen unter euch die masochistisch genug waren um mehr als einen meiner spätpubertären Texte zu lesen, mag es vielleicht überraschend erscheinen, solche Selbsterkenntnisse eines viel Erzählenden hier lesen zu können, aber etwelchen Neueinsteiger mag das eventuell ein wenig helfen, sich durch dieses knuddelwuddel zu kämpfen. Die Entschuldigung bezieht sich auf meine einzige grosse Schwäche ( die anderen gehen euch nichts an ), was nämlich - ihr hab es sicher bereits erraten - jene der Grammatik ist! Dieses manco ist mir sehr wohl bewusst, und entschuldigen möchte ich mich daher nicht dafür dass dieses hier offen zu Tage tritt, sondern dafür dass es mir Scheiss egal ist. Mir ist nicht wichtig „wie“, sondern was ich schreibe! Sollte aber jemand unter euch das dringende Bedürfnis haben dem abhelfen zu wollen, bin ich offen für alle von euch eingereichten Korrekturen. Dieser Hilferuf ist damit hier zum Wiederholten male festgehalten, und dabei belasse ich es auch! ( grins-smile- :-) und was man da sonst noch so alles für nette in der Digitalen Welt übliche Gefühlserklärungeneinfügenkönnte-sollgelten… )

 Dass Thema der wiederholten Heidiland Geschichte, die mich heute beschäftigte, ist jene des Pflichtbewusstseins von Herr und Frau Schweizer im allgemeinen, und jene des in ländlicher Umgebung Wohnhaften im besonderen.
 SONNTAG NACHMITTAG Bahnhof Fischenthal im Tösstal, 14:22




Die S26 nach Winterthur wird auf 14:29 erwartet und bei meinem Eintreffen am noch immer Bedienten ( unglaublich aber war- da hat es tatsächlich noch so etwas wie einen Bahnhofvorstand! Ein Wort das wohl in nicht allzu ferner Zukunft auch ausgestorben sein wird, denn eine Informationstafel gut sichtbar angebracht, informiert den Zugreisenden darüber dass die Tösstal Linie in diesem Jahr aufgerüstet wird, was bedeutet dass die Bahnhöfe der Kontrolle des Computers übergeben werden) , Bahnhof herrscht so etwas wie Krisenstimmung. Vom erwähnten Bahnhofsvorstand höre ich gerade die Worte, die er an einen sichtlich aufgebrachten Wander-Touristen richtet, „ es sei kein Problem, da ja die jenen welche Kontrollieren würden informiert seien.“ Meine Neugierde ist geweckt, da ich als notorischer Schwarzfahrer gerne auf dem laufenden bin, was die Kontrollen in den Zügen angeht. Herr Schweizer, an welche die Aussage gerichtet war, reagiert so wie es sich für einen anständigen Eidgenossen gehört. Er ist empört! Zum meinem Erstaunen zieht er ganz cool sein Smartphone und tippt darauf rum. Richtig gelesen. Er telefoniert nicht der Bundesdirektion der Schweizerischen Bundesbahnen um seinen Unmut kund zu tun, er tippt auf den Tasten rum! Genau so wie in dem aktuell überfüllten S26 in welcher ich gerade den Rückweg von meiner Exkursion antrete und wie ein Dinosaurier auf meinem Laptop ( nix netbook, smartphone ) diesen Text eintippe. Es lebe diese neue Welt in welcher niemand mit niemandem mehr zu reden braucht, und fröhlich auf den Tasten die die Welt bedeuten herum hauen kann. Nun wie auch immer- die Situation da am Bahnhof Fischenthal war wirklich prekär. Ich gesellte mich zu einem Herrn welcher mit starrem Blick vor dem Ticket Automat stand, diesen zu hypnotisieren schien, während die ältere Dame daneben ängstlich fragte was denn nun zu tun sei. Drei Blicke genügten und ich hatte die Zusammenhänge richtig sortiert; Automat kaputt, alle fahren schwarz. Was also macht der gute Mann da noch vor der blauen Kiste? Ich stelle ihn knallhart zur Rede; „will der Kasten nicht? Antwort des guten Mannes; „..startet neu auf, fährt gerade runter.. kommt vielleicht wieder!“ Ist der vom Störungsdienst? Fährt es mir durch den Kopf . So schnell vor Ort, hier im Nirwana des Zürich Berggebiets ? Oder ist es einfach nur Herr Huber der Zuhause einen Commodore 64 ( JA - Witz ist von Giacobbo geklaut .. ) hat, und es als seine Pflicht ansieht nach dem rechten zu sehen? Ich schaue ihm ein paar Momente zu, zeige mich solidarisch indem ich ungeduldig mit den Zehen wippe, bin aber extrem beruhigt als nach einigen Sekunden die Meldung „Störung“ auf dem Bildschirm erscheint. Der gute Herr Schweizer mit dem Smartphone in der Hand, schon längst pensioniert, stolz auf seine roten Wandersocken, aber up to date und im Jahr 2014 angekommen, hat da in der Zwischenzeit nicht seinen Facebook account nach Nachrichten durchforstet, sondern sich schwups Online ein Billet gekauft, um dass Stolz wie Emil, an alle Wartenden gewannt zu verkünden- dass ihn das nicht interessiere, denn er hätte sein Billet! Währen der gute Herr Huber ( könnte aber auch ein Leibacher sein ) verzweifelt vor dem Automat stehen bleibt, und Löcher in das Display starrt, wende ich mich ab, und falle in eine meiner tiefen Depressionen die mich in solchen Momenten immer befällt. Die Fragen prasseln nur so auf mich nieder. Was werden diese Menschen blos tun, sollten sie dereinst in der nicht allzu ferner Zukunft mal mit ernsthaften Problemen konfrontiert werden? Nicht auszumahlen was dass für ein Kaos geben wird, wenn wirklich eine Aufgabe auf diese Menschen zukommt in welcher sie auf sich selber gestellt sein werden. Ich reisse mich aus diesen Weltuntergangsszenarien heraus, der Zug fährt ein. Der Herr mit den roten Socken steigt Stolz als erster ein, wohl wissend das er der einzige ist, welcher mit gutem Gewissen seine Reise antreten kann, während die anderen Mitreisenden Schuldbewusst einsteigen, sich in den Sitz verkrümeln und hoffen das die Kontrolleure heute das sonnige Wetter irgendwo an der Töss geniessen, und sie nicht in Verlegenheit bringen, in dieser Peinlichen Situation ohne gültiges Billet zur Rede gestellt zu werden. Die Moral von der Geschichte behalte ich wohl besser für mich, um nicht komplett dem anfänglich erwähnten Vorwurf zu entsprechen.